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Die Remote Testing-Lösung

22.04.2022

Bei der Durchführung von Dopingkontrollen erschien es immer notwendig, in den direkten Kontakt mit den Sportlerinnen und Sportlern zu treten. Denn wie soll sonst Urin oder Blut abgenommen werden?

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es auch andere Wege gibt. Sie führte dazu, neue innovative Lösungen auch im Bereich der Dopingkontrollen zu suchen.

Dried Blood Spot-Methode

Unter der Dried Blood Spot (DBS)-Methode wird eine Technik verstanden, die seit mehr als 50 Jahren zum Beispiel beim Neugeborenen-Screening zur Erkennung von Stoffwechselstörungen eingesetzt wird. Benötigt wird eine geringe Menge an Blut. Je nach angewendeter Technik erfolgt entweder ein kleiner Stich in die Fingerbeere oder mit einem speziell entwickelten Gerät die Abnahme von Blutstropfen am Oberarm. Bei beiden Möglichkeiten werden ein paar Blutstropfen auf einem Filterpapier aufgefangen und getrocknet. Bei dem minimalinvasiven Eingriff werden i.d.R. 0,06 ml Blut entnommen. Da es sich um Kapillarblut handelt und die Einstichstelle klein ist, treten nahezu keine Komplikationen bei der Entnahme auf.

DBS und Dopingkontrollen

Erstmalig wendete die NADA die Dried Blood Spot-Methode im Jahr 2015 an. Während des Forschungsprojektes wurden die Einsatzmöglichkeiten im Rahmen eines pädagogischen Ansatzes zur Entwicklung eines „Best Practice“-Modells und zur Vereinfachung des Probennahmeprozesses bei Präventionsveranstaltungen erprobt. Das Ergebnis waren 52 erfolgreich entnommene Dried Blood Spot-Proben und viele zustimmende Rückmeldungen zur neuen Methode und ihrem Einsatz durch die jungen Athletinnen und Athleten, die freiwillig an der Fortentwicklung des Kontrollsystems beteiligt waren.

2016 setzte die NADA die Dried Blood Spot-Methode erstmalig unter realen Bedingungen bei Wettkampfveranstaltungen ergänzend zu Blut- und Urinproben ein. Auch dieses Mal handelte es sich um ein Forschungsprojekt, das auf freiwilliger Basis durchgeführt wurde. Bei 21 Wettkämpfen wurden 51 DBS-Proben genommen. Ziel war es insbesondere im Bereich der Analysemöglichkeiten, den Unterschied zwischen Urin- und DBS-Proben zu untersuchen.

Beide Projekte wurden in Kooperation mit dem Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln durchgeführt. Das WADA-akkreditierte Labor verfügt über die notwendige technische Ausstattung, um die in einem Blutstropfen enthaltenen Substanzen zu detektieren. Dabei werden hochempfindliche chromatographisch-massenspektrometrische Verfahren eingesetzt.

Remote Testing

Mit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 erkannte die NADA die Chance der DBS-Technik als Einsatzmöglichkeit ohne persönlichen Kontakt. Gemeinsam mit dem Zentrum für Präventive Dopingforschung der Deutschen Sporthochschule Köln konnte die DBS-Methode erstmalig im Online-Verfahren erprobt werden. Die teilnehmenden Athletinnen und Athleten wurden per Video-Telefonie bei der Durchführung des DBS-Tests begleitetet. Die NADA hatte das Projekt im März 2020 gestartet, um die sauberen Athletinnen und Athleten während der COVID-19-Pandemie zu unterstützen und sie an der Weiterentwicklung des Kontrollsystems zu beteiligen. An dem Pilotprojekt nahmen mehrere Sportlerinnen und Sportler teil, die unter anderem zum Perspektivkader für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 gehörten. Insgesamt wurden 98 DBS-Proben genommen, erstmalig durch die Nutzung von medizinischem Equipment [Tasso Device] zur Blutentnahme am Oberarm.

Das Projekt zeigte eine alternative Kontrollmethode unter persönlicher Aufsicht auf, das unter Einhaltung der Pandemie-bedingten Infektionsschutzvorkehrungen Dopingkontrollen zuließ. Auch dieses Mal nahmen die Sportlerinnen und Sportler freiwillig an dem Projekt teil.

Ende 2021 wurde die Durchführung per Video-Telefonie mittels einer neuen Remote Testing-Lösung in Form einer eigenen App im Rahmen eines neuen Forschungsprojekts weiter ausgebaut. Die neu entwickelte App wurde seit Beginn des Projektes bereits so optimiert, dass der administrative Teil des Kontrollprozesses komplett abgebildet werden kann. Weiterhin kommen neue Test-Kits zum Einsatz, bei denen neben der Handhabbarkeit auch verschiedene Versiegelungsmöglichkeiten in der Praxis getestet werden. Gemeinsam mit dem Institut für Biochemie und der Firma Sportradar werden dabei sowohl die analytischen Möglichkeiten für die DBS-Proben, als auch die Remote-Technik getestet. Im Bereich der Analytik wird der Frage nachgegangen, ob Proben von getrockneten Blutstropfen das Ergebnismanagement bei routinemäßigen Dopingkontrollen im Sport unterstützen können. Dafür werden DBS-Proben proaktiv für Folgeuntersuchungen bei atypischen oder positiven Analyseergebnissen regulärer Dopingproben genutzt. Erkannt werden sollen auch mögliche Manipulationsversuche oder Sabotageakte.

Einsatz der DBS-Technik im Kontrollprozess

Seit dem 1. September 2021 ist der Einsatz des DBS-Tests im Rahmen von Dopingkontrollen im neuen Technischen Dokument „Dried Blood Spot (DBS) for Doping Control“ der Welt Anti-Doping Agentur (WADA) verankert und jederzeit möglich. Damit sind die Ergebnisse der DBS-Proben seither auch justiziabel. Aufgrund der langjährigen Erfahrung mit der Durchführung von DBS-Kontrollen setzt die NADA seit Veröffentlichung des Technischen Dokuments den DBS-Test als ergänzende Methode zu klassischen Urin- und Blutkontrollen ein. 

Die NADA sieht den DBS-Test als wichtige Weiterentwicklung des Dopingkontrollsystems und den Einsatz der Methode als zielführende Ergänzung zu den klassischen Dopingkontrollen. Sie wird weiter daran arbeiten, das Kontrollsystem der Zukunft zusammen mit den Athletinnen und Athleten fortzuentwickeln.

Verfassende: NADA

 

Verweise

Einladung zum Web-Seminar für Journalisten*innen: Live-Durchführung einer DBS-Kontrolle im Remote-Verfahren, am 10. Mai 2022, 10:30 Uhr.

Nationale Anti Doping Agentur Deutschland (2021). Neues Dried Blood Spot-Forschungsprojekt: Remote Testing und Nachweis von möglichen Manipulationen. Verfügbar unter https://www.nada.de/service/news/newsdetail/neues-dried-blood-spot-forschungsprojekt-remote-testing-und-nachweis-von-moeglichen-manipulationen

Nationale Anti Doping Agentur Deutschland (2022). Neues Dried Blood Spot-Forschungsprojekt der NADA: Erste Proben genommen. Verfügbar unter https://www.nada.de/service/news/newsdetail/neues-dried-blood-spot-forschungsprojekt-der-nada-erste-proben-genommen

Thevis, M., Kuuranne, T., Thomas, A., Geyer, H. (2021). Do dried blood spots have the potential to support result management processes in routine sports drug testing? - Part 2: Proactive sampling for follow-up investigations concerning atypical or adverse analytical findings. Drug testing and analysis, 13(3),505–509. Verfügbar unter doi.org/10.1002/dta.3011

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Thomas, A., Geyer, H., Guddat, S., Schänzer, W., & Thevis, M. (2011). Dried blood spots (DBS) for doping control analysis. Drug testing and analysis, 3(11/12), 806-813. Verfügbar unter doi.org/10.1002/dta.342

Cox, H. D., Miller, G. D., Lai, A., Cushman, D., & Eichner, D. (2017). Detection of autologous blood transfusions using a novel dried blood spot methodDrug testing and analysis, 9(11/12), 1713-1720. Verfügbar unter doi.org/10.1002/dta.2323

Tretzel, L., Thevis, M., & Schänzer, W. (2016). Anwendung von Dried Blood Spots (DBS) in der Dopinganalytik: Eine innovative Probenmatrix für neue Kontrollstrategien in Training und Wettkampf [Dissertation]. Deutsche Sporthochschule Köln/Institut für Biochemie. Zuletzt abgerufen am 21.04.2022 auf https://fis.dshs-koeln.de/portal/de/publications/anwendung-von-dried-blood-spots-dbs-in-der-dopinganalytik-eine-innovative-probenmatrix-fur-neue-kontrollstrategien-in-training-und-wettkampf(6077595e-c9ac-45e2-83e3-e74034256c16).html;