Die Anti-Doping-Community: Wer kontrolliert eigentlich bei Olympischen Spielen und WMs?

21.07.2022

Bis zum 31. Juli 2022 spielen Fußballerinnen noch um den Titel der Europameisterschaft 2022 in England. Vom 11. bis zum 21. August 2022 kämpfen die Athletinnen und Athleten aus neun Disziplinen für die European Championships in München. Und 2024 finden die Olympischen Spiele in Paris statt. Doch wer ist bei diesen Events eigentlich für das Anti-Doping-Programm verantwortlich?

Anti-Doping-Arbeit international

Weltweit gibt es verschiedene Akteurinnen und Akteure, die an der Anti-Doping-Arbeit beteiligt sind. So wurde 1999 die Welt Anti-Doping Agentur, kurz WADA, gegründet, die Regelungsgeberin für die weltweite Anti-Doping-Arbeit ist. Zur Harmonisierung der internationalen Anti-Doping-Arbeit hat die WADA das Regelwerk, den Welt Anti-Doping Code (WADC), entwickelt. Alle Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der UNESCO-Konvention gegen Doping und Unterzeichnerinnen und Unterzeichner des WADC sind verpflichtet, die Vorgaben des Codes umzusetzen.

Zu den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des WADC gehören das Internationale Olympische Komitee (IOC), das Internationale Paralympische Komitee (IPC) und die Nationalen Olympischen Komitees, außerdem die Internationalen Sportfachverbände sowie die Nationalen und Regionalen Anti-Doping-Organisationen.

Nationale Anti-Doping-Organisationen (NADOs) sind verantwortlich für die Anti-Doping-Arbeit auf nationaler Ebene, Regionale Anti-Doping-Organisationen (RADOs) für die Anti-Doping-Arbeit in mehreren unter Umständen strukturschwachen Ländern.

Wer kontrolliert bei internationalen Wettkämpfen und den Olympischen Spielen?

Für die Kontrollen bei internationalen Wettkämpfen sind die Internationalen Verbände verantwortlich. Einige Internationale Verbände kooperieren bei der Durchführung der Kontrollen auch mit den Nationalen Anti-Doping-Organisationen vor Ort oder mit der 2018 vom IOC ins Leben gerufenen International Testing Agency (ITA).

Für die Kontrollen während der Olympischen Spiele ist das IOC und für die Paralympischen Spiele das IPC verantwortlich. Zumeist werden diese Kontrollen in Zusammenarbeit mit der Nationalen Anti-Doping-Organisation des ausrichtenden Landes durchgeführt. Auch die ITA organisiert u.a. die Kontrollen bei Olympischen Spielen.

Anti-Doping-Arbeit in Deutschland

Seit 2003 ist die NADA das Kompetenzzentrum für die Anti-Doping-Arbeit in Deutschland. Ihre Aufgaben umfassen Dopingkontrollen, Dopingprävention sowie medizinische und juristische Beratung. Die NADA ist für die Umsetzung des WADC in Deutschland verantwortlich. Denn Deutschland hat sich als Unterzeichner der UNESCO-Konvention gegen Doping 2007 zu dessen Umsetzung verpflichtet. Neben Ligabetrieben kontrolliert die NADA auch nationale Wettkämpfe in Deutschland und ist im August darüber hinaus für die Dopingkontrollen bei den European Championships in München verantwortlich.  

Wer ist für die ganzen Anti-Doping-Regeln verantwortlich?

Die Gründung der WADA im Jahr 1999 legte den Grundstein für die weltweite Harmonisierung der Anti-Doping-Regelwerke. Drei Jahre nach Etablierung der WADA wurde der erste Entwurf des WADC vorgestellt.

Der WADC ist das weltweit gültige und sportartenübergreifende Anti-Doping-Regelwerk. Der WADC wahrt das Recht der Athletinnen und Athleten auf Teilnahme an einem dopingfreien Sport, schützt die Fairness sowie die Chancengleichheit im sportlichen Wettbewerb und dient dem Gesundheitsschutz der Sportlerinnen und Sportler.

Die Umsetzung des weltweit gültigen und sportartenübergreifenden WADC in die jeweiligen nationalen Anti-Doping-Regelwerke stellt einen bedeutenden Meilenstein für einen fairen und sauberen Sport dar. Denn erst durch diese Implementierung wird der WADC für die einzelnen nationalen Sportfachverbände und ihre Athletinnen und Athleten verbindlich.

Weitere Akteurinnen und Akteure in der Anti-Doping-Arbeit

Für die Durchführung von Kontrollen beauftragt u.a. die NADA in Deutschland erfahrene externe Dienstleistungsunternehmen. Die zu kontrollierenden Athletinnen und Athleten wählt ausschließlich die NADA aus, die Probenahme und der Probentransport zu den WADA-akkreditierten Laboren erfolgen durch die Auftragnehmerin oder den Auftragnehmer.

Unverzichtbare Bestandteile des Kontrollsystems sind außerdem die Anti-Doping-Labore. Labore, die die Analyse von Dopingkontrollen für Sportarten gemäß des WADCs durchführen, müssen eine Akkreditierung der WADA haben und aufrechterhalten. Mit ihrer Forschungsarbeit sowie der langjährigen Expertise setzen sie entscheidende Akzente und tragen somit zur Weiterentwicklung des Dopingkontrollsystems bei.

Seit 1984 ist das internationale Sportschiedsgericht CAS (Court of Arbitration for Sport) u.a. auch für Anti-Doping-Streitigkeiten verantwortlich. Der CAS entstand Anfang der 1980er-Jahre aufgrund von zunehmenden internationalen Streitigkeiten im Sport, die verbindliche Entscheidungen durch eine unabhängige Behörde erforderlich machten.

Regierungen haben viele Verantwortlichkeiten in der Anti-Doping-Arbeit. Sie haben auch Befugnisse, die Sportorganisationen nicht haben. Ihre Aufgabe ist es, Dopingkontrollen auf nationaler Ebene zu ermöglichen und zu unterstützen. Sie fördern die Kennzeichnung von Produkten, die möglicherweise verbotene Substanzen enthalten und können rechtlich die Vermarktung und den Vertrieb regeln. Sie können die finanzielle Unterstützung bei Dopingfällen beeinflussen, Maßnahmen gegen Produktion und Handel von Dopingsubstanzen regeln, Verhaltenskodizes für am Sport beteiligtes Personal fördern und sind maßgeblich an der Finanzierung der Anti-Doping-Arbeit, der Dopingpräventionsarbeit und Forschung beteiligt.