Die Nationale Anti Doping Agentur (NADA) nimmt zur ARD-Dokumentation „Schuldig - Wie Sportler ungewollt zu Dopern werden können“ wie folgt Stellung:
- Sabotageakte und gezielte Manipulationen sind kriminelle Angriffe. Diese Sachverhalte sind nicht nur sportrechtlich, sondern auch strafrechtlich zu verfolgen. Um solche Fälle, die für die betroffenen Athletinnen und Athleten tragisch sind, zügig und umfassend aufzuklären, arbeitet die NADA daher vor allem auch mit staatlichen Ermittlungsstellen zusammen.
- Im Sportrecht gilt zudem: Ein positives Analyseergebnis führt nicht automatisch zu einer Sperre! Das Prinzip der „Strict Liability“ entbindet Anti-Doping-Organisationen nicht davon, einen vollen Beweis des Dopingverstoßes zu erbringen.
- Anti-Doping-Organisationen sind sogar in der Pflicht, einen Verstoß vollumfänglich zu beweisen. Es gibt in den Anti-Doping-Bestimmungen festgelegte Beweisregeln zu Beweislast und Beweismaß. Das Beweismaß für Athletinnen und Athleten ist niedriger als das für die Anti-Doping-Organisationen.
- Die NADA betrachtet bereits jetzt jeden Dopingfall als Einzelfall. Jeder Fall wird individuell geprüft und bewertet. Die NADA bezieht sämtliche Be- und Entlastungsbeweise, wie medizinische oder analytische Begründungen, im Rahmen der Ermittlungen eines Verstoßes gegen Anti-Doping-Bestimmungen mit ein.
- Vor allem durch gezielte Forschung muss das Dopingkontrollsystem weiterentwickelt werden. Es werden jährlich eine Vielzahl an analytisch-wissenschaftlichen Forschungsprojekten initiiert. Regelmäßig werden neue Problemstellungen und/oder Lücken erkannt, definiert und Lösungen für die Praxis seitens der NADA aufgenommen. Die beiden WADA-akkreditierten Labore in Köln und Kreischa stellen ihre Forschungsergebnisse in Fachpublikationen vor. Sie informieren zeitnah die WADA und alle weiteren Labore bei Auftreten unerwarteter Problemstellungen.
- Auf Basis von Forschungsergebnissen wird das Dopingkontrollsystem immer wieder angepasst und mögliche Dopingfallen aufgedeckt:
- Zum Beispiel im Bereich der Clenbuterol-Thematik in Fleischprodukten aus illegaler Tiermast, oder
- die Forschung im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel durch die die NADA umfangreich seit mehreren Jahren entsprechenden Warnungen für Athletinnen und Athleten aussprechen kann.
- Die NADA wird die Ergebnisse der Studie auswerten und zeitnahe Lösungsansätze erarbeiten. Das bedeutet konkret:
- Die NADA wird die bereits vorhandene Dopinganalytik noch stärker darauf fokussieren, Abgrenzungen zwischen der unverschuldeten Aufnahme von Dopingsubstanzen und einem bewussten Gebrauch zu Dopingzwecken im Sport zu definieren.
- Die Erkenntnisse des Forschungsprojektes werden unmittelbar in die sportrechtlichen Ergebnismanagement- und Disziplinarverfahren eingebracht.
- Die NADA wird präventiv auf die Erkenntnisse der Studie hinweisen, Handlungsempfehlungen und Hilfestellungen für Athletinnen und Athleten erstellen und diese aktiv kommunizieren.
- Als weiteren Lösungsansatz schlägt die NADA vor, die Ausrichtung und die Häufigkeit von Dopingkontrollen zu erhöhen.
- Hierbei setzt die NADA auf die Effektivität des Dried Blood Spots (www.nada.de/doping-kontroll-system/entwicklung). Durch die regelmäßige Anwendung dieser minimalinvasiven Testmethode, können Athletinnen und Athleten vor Dopingfallen geschützt werden. Die zufällige Aufnahme von Dopingsubstanzen, detektiert in einer Urin- oder Blutprobe, könnte mit den Ergebnissen aus dem Dried Blood Test abgeglichen und so zur aktiven und zeitnahen Entlastung der Athletinnen und Athleten dienen.
- Schließlich wird die NADA den Ansatz nicht analytischer Ermittlungen weiter vertiefen. Intelligence&Investigations mit technischer Unterstützung dient der NADA als Grundlage für zusätzliche Beweise, die einen Dopingverstoß im Einzelfall erhärten aber auch entkräften können.
- Die WADA als zentraler Regelungsgeber ist aufgefordert, nun unmittelbar Vorgaben zum Umgang mit den Erkenntnissen der Studie und der Auswirkung auf das Dopingkontrollsystem weltweit zu machen.
- Die NADA wird im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles daransetzen, Athletinnen und Athleten vor möglichen Manipulationen und Dopingfallen zu schützen. Sie steht allen Sportlerinnen und Sportlern bei Fragen dazu jederzeit zur Verfügung.
--English--
NADA STATEMENT ON ARD DOCUMENTATION "GUILTY"
The National Anti Doping Agency Germany (NADA) comments on the ARD documentary "Guilty - How athletes can become dopers unintentionally" as follows:
- Acts of sabotage and targeted manipulation are criminal attacks. These facts are not only to be prosecuted under sports law, but also criminally. NADA Germany works primarily with state investigative bodies to clear up such cases, which are tragic for the athletes concerned, quickly and comprehensively.
- In sports law, the following also applies: A positive analysis result does not automatically lead to a ban! The principle of "strict liability" does not release anti-doping organizations from providing full evidence of the doping violation.
- Anti-doping organizations are even obliged to fully prove a violation. There are rules of evidence laid down in the anti-doping rules on the burden of proof and standard of proof. The level of evidence for athletes is lower than that for anti-doping organizations.
- NADA Germany already considers every doping case as an individual case. Each case is checked and assessed individually. NADA Germany includes all incriminating and exonerating evidence, such as medical or analytical reasons, in the context of the investigation of a violation of anti-doping regulations.
- The doping testing programme must be further developed, especially through targeted research. A large number of analytical-scientific research projects are initiated every year. New problems and / or gaps are regularly identified, defined and practical solutions are adopted by NADA Germany. The two WADA-accredited laboratories in Cologne and Kreischa present their research results in specialist publications. They inform WADA and all other laboratories promptly in the event of unexpected problems.
- On the basis of research results, the doping testing programme is continuously adapted and possible doping traps are uncovered:
- For example in the area of clenbuterol in meat products from illegal animal fattening, or
- research in the field of nutritional supplements through which NADA has been able to issue appropriate warnings for athletes for several years.
- NADA Germany will evaluate the results of the study and develop prompt solutions. Specifically, this means:
- NADA Germany will focus the existing doping analysis even more on defining the boundaries between the involuntary ingestion of doping substances and conscious use for doping purposes in sport.
- The findings of the research project are directly incorporated into the results management and disciplinary procedures under sports law.
- NADA Germany will preventively refer to the findings of the study, create recommendations for action and assistance for athletes and actively communicate these recommendations.
- As a further approach, NADA suggests increasing the orientation and frequency of doping controls.
- NADA Germany relies on the effectiveness of the Dried Blood spot (www.nada.de/doping-kontroll-system/entwicklung). Regular use of this minimally invasive test method can protect athletes from doping traps. The accidental intake of doping substances, detected in a urine or blood sample, could be compared with the results from the Dried Blood Test and thus serve to actively and promptly relieve athletes.
- Finally, NADA Germany will further intensify the approach of non-analytical investigations. Intelligence & Investigations with technical support serves NADA as a basis for additional evidence that can substantiate a doping violation in individual cases, but can also invalidate it.
- As the central regulator, WADA is now called upon to provide direct guidelines for dealing with the findings of the study and the effects on the doping testing programme worldwide.
- NADA Germany will do everything in its power to protect athletes from possible manipulation and doping traps. NADA is available to all athletes at any time if they have any questions.