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Langzeitlagerung und Re-Analysen: Wichtiges Tool in der Anti-Doping-Arbeit

11.06.2024

Seit 2019 lässt die NADA jährlich über 3.000 Dopingproben1 – sowohl Blut- als auch Urinproben – in die Langzeitlagerung überführen. Diese werden für einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren eingefroren, um sie mit neuen oder verfeinerten Analysemethoden re-analysieren zu können.

Darum ist das Einfrieren von Proben sinnvoll

Für die NADA stellt die Einlagerung von Proben eine weitere Möglichkeit für die intelligente Kontrollplanung dar. Dafür entscheidet die NADA jährlich darüber, welche Proben langzeitgelagert werden. So können sportliche Höhepunkte, wie Olympische und Paralympische Sommer- und Winterspiele, oder auch Weltmeisterschaften berücksichtigt werden. Die NADA kann dadurch aber auch auf aktuelle Entwicklungen, wie z. B. Erkenntnisse aus dem Bereich der Intelligence & Investigations-Arbeit2, reagieren. Damit unterstützt die Langzeitlagerung als weiteres wichtiges Element die Unberechenbarkeit des Kontrollsystems. Denn Athletinnen und Athleten können sich nicht sicher sein, dass die Anwendung dopingrelevanter Substanzen oder Methoden mit neuen Nachweismethoden nicht doch noch entdeckt wird und auch nach Jahren noch Verstöße sanktioniert, Erfolge aberkannt und Preisgelder zurückgezahlt werden müssen3. Die Maßnahme hat daher auch eine abschreckende Wirkung.

Integrität der Proben

Die Integrität der langzeitgelagerten Proben wird durch die Vorgaben der Welt Anti-Doping Agentur (WADA) in ihrem International Standard for Laboratories(ISL) sichergestellt. Der ISL führt dabei die Voraussetzungen für die Langzeitlagerung, wie u.a. die sicherheitsrelevanten Aspekte zum Schutz der Proben, auf. Die Re-Analyse der Dopingproben erfolgt derweil analog zur regulären Analyse genommener Dopingproben. Um die hohe Anzahl an Proben zu lagern, bedarf es daneben einer entsprechenden Logistik, wie ausreichenden Kühlraum.

Die NADA entscheidet derweil auch in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, wie u.a. den deutschen WADA-akkreditierten Laboren, eigenständig, welche Proben von welchen Athletinnen und Athleten eingelagert werden und wann diese re-analysiert werden. Sie folgt dabei entsprechenden Empfehlungen der Expertengruppen der WADA sowie der Expertengruppen vor Olympischen und Paralympischen Spielen und setzt darüber hinaus eigene Maßgaben, die sich an neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren.

Entwicklung

Die NADA nutzt die Möglichkeit der Langzeitlagerung und Re-Analysen bereits seit 2007. Während bis zum Jahr 2018 ca. 350 Proben jährlich eingelagert wurden4, konnten die Kapazitäten für die Langzeitlagerung massiv ausgebaut werden, sodass seit 2019 jährlich über 3.000 von der NADA genommene Proben eingelagert werden5.

Im Rahmen der Gesamtentwicklung der Langzeitlagerung hat die NADA nicht nur ihre Kapazitäten erhöht. Sie hat immer wieder auf neueste Entwicklungen in der Forschung reagiert. So hatte sie über ein Jahr hinweg Proben eingefroren, mit dem Wissen, diese 2009 mit einem neuen Analyseverfahren auf das Wachstumshormon HGH (Human Growth Hormone) zu testen.

Nachdem es 2013 Diskussionen um die Validität der Grenzwerte (Decision Limits) der WADA für den Isoformentest zum Nachweis von Wachstumshormon gegeben hatte, hat die NADA alle entsprechenden Serumproben bei minus 80 Grad Celsius eingefroren. Nachdem die WADA die Grenzwerte im Juni 2014 bestätigt hatte, hat die NADA begonnen, alle Proben zu re-analysieren – alle bisher nachanalysierten Proben waren negativ.

Ein weiteres Beispiel der Arbeit der NADA im Bereich der Langzeitlagerung war das gezielte Einfrieren von Proben zur Analyse auf AICAR. 2014 wurden alle langzeitgelagerten Proben mit einem neuen Nachweisverfahren auf AICAR getestet.

Neben den klassischen Urin- und Blutproben wird nun mit der Einführung der Dried Blood Spot (DBS)-Tests als ergänzende Methode seit September 2021 auch die Langzeitlagerung von DBS-Proben diskutiert. Dieses wurde erstmalig durch die NADA und das Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln im Rahmen eines Forschungsprojektes getestet. Aufgrund ihrer Handlichkeit und geringeren Größe des Filterpapiers ist hierbei eine ressourcensparende Langzeitlagerung möglich.

Die oben genannten Beispiele stellen eine Auswahl aus dem Bereich der Langzeitlagerung dar, bei denen die NADA mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen Proben deutscher Athletinnen und Athleten re-analysiert hat und damit auch noch nach mehreren Jahren zum Schutz des sauberen Sports beitrug.

 

Verweise

[1] vgl. Jahresbericht 2021: Rd.3.000 Proben wurden in die Langzeitlagerung überführt.

[2] vgl. Jahresbericht 2020: Auf Grundlage der Erkenntnisse aus der „Operation Aderlass“ entwickelte die NADA in Kooperation mit dem WADA-akkreditierten Anti-Doping-Labor des Instituts für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln ein gesondertes Re-Analyseprogramm für ausgewählte langzeitgelagerte Proben der NADA. Im Rahmen des Projekts wurden 50 Urinproben und 58 Serumproben unter anderem von potentiellen Olympiateilnehmern*innen in Tokio 2021 und Peking 2022 re-analysiert. 3.083 Proben wurden 2020 in die Langzeitlagerung überführt.

[3] vgl. Jahresbericht 2017: 2017 hat das Doping-Kontroll-System alle noch vorhandenen Proben aus den Jahren 2009 und 2010 auf Langzeitmetaboliten der anabolen Steroide Oxandrolon, Dehydrochloromethyltestosteron, Metandienon und Stanozolol, ausgewählte SARMs*, verschiedene HIF*-Stabilisatoren sowie GHRFs* re-analysieren lassen. Darunter waren auch Proben noch aktiver Sportler*innen. Alle Proben waren negativ.

[4] vgl. Jahresbericht 2018: 2018 ließ das Ressort Doping-Kontroll-System alle in der Langzeitlagerung befindlichen Proben der Jahre 2011 und 2012 re-analysieren. Die Proben wurden unter anderem auf die Langzeitmetaboliten der anabolen Steroide Oxandrolon, Dehydrochlormethyltestosteron, Metandienon und Stanozolol sowie ausgewählte SARMs*, verfügbare Peroxisom-Proliferator-aktivierter Rezeptor Gamma Agonisten und wirkungsähnliche Substanzen, ausgewählte HIF*-Komplex Stabilisatoren sowie GHRPs*, GHSs* und GnRHs* nachanalysiert. Bei den 560 untersuchten Proben deutscher Athleten*innen aus Training und Wettkampf ergab sich nach Anwendung neuester Analysemethoden kein Hinweis auf das Vorliegen einer der o.g. verbotenen Substanzen.

[5] vgl. Jahresbericht 2019: Die NADA stockte ihr Programm zur Langzeitlagerung von Proben massiv auf. Seit 2019 werden rund 3.000 Proben pro Jahr für einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren eingelagert, um diese mit neuen und verbesserten Analysemethoden nach Probenahme re-analysieren zu können. 2019 ließ die NADA alle Proben aus den Jahren 2013 bis 2015 re-analysieren. Die Proben wurden auf Myo-Inositol-Trispyrophosphat (ITPP), transgene RNA (siRNA) zum Nachweis von Gendoping, selektive Androgen-Rezeptor-Modulatoren (SARMs) und Wachstumshormon Releasing-Peptide (GHRPs) analysiert. Alle Proben waren negativ.

[6] Quelle: Lasne F, Martin L, Martin JA, de Ceaurriz J.: Detection of continuous erythropoietin receptor activator in blood and urine in anti-doping control. Haematologica. 2009;94(6):888-90